14. Juni 2019 | 13:30 Uhr – 15. Juni 2019 | 12:45 Uhr
9. Heppenheimer Tage zur Christlichen Gesellschaftsethik 2019
Was kennzeichnet gute Wohlfahrtsstaatlichkeit? Normative Traditionen des Wohlfahrtsstaatsdenkens in Deutschland
Der Begriff des Wohlfahrtsstaates hat – zumindest in Deutschland – keinen guten Klang. In den politi-schen Debatten wird er spätestens seit den Zeiten der Weimarer Republik zumeist pejorativ konnotiert. Die Bundesrepublik hat sich darüber hinaus angewöhnt, diesen Begriff zu vermeiden und stattdessen lieber vom ‚Sozialstaat‘ zu sprechen. Auch die großen Religionsgemeinschaften und Moraltraditionen des Landes scheinen mit Begriff und Konzept des Wohlfahrtsstaates eigentümlich zu fremdeln; und über eine überzeugende, breit geteilte politische Legitimationstheorie scheint er bis heute nicht zu verfügen. So ist es kein Wunder, dass Jürgen Kaube schon vor 15 Jahren konstatieren konnte: „Es gibt keinen Bodin, keinen Rousseau oder Marx des Wohlfahrtsstaates. […] Ihm liegt keine ausgearbeitete Ideologie zugrunde, und es ist fast so, als testete mit dem Wohlfahrtsstaat die politische Evolution, ob politische Gebilde auch ohne eine kompakte philosophische Anschubfinanzierung entstehen und stabilisiert wer-den können.“
Vor diesem Hintergrund wollen die 9. Heppenheimer Tage zur christlichen Gesellschaftsethik der Frage nachgehen, wie es in den politisch-moralischen Selbstverständigungsdiskursen der Bundesrepublik – gestern und heute, und vielleicht auch morgen? – um den Wert und die Wertschätzung des politischen Prinzips der Wohlfahrtstaatlichkeit bestellt ist und was ‚gute Wohlfahrtsstaatlichkeit‘ auszeichnen könnte und müsste. Den Ausgangspunkt bilden dabei fünf wichtige und einflussreiche – und dabei allemal kont-roverse – politisch-moralische Traditionsströme der Bundesrepublik (Protestantismus, Katholizismus, Sozialdemokratie, Ordoliberalismus und Kritische Theorie), die für gewöhnlich nur selten zu gemeinsa-men Verständigungsbemühungen zusammentreffen.
Einladungsflyer: 190614 Einladungsflyer BpB, HP CGE-Tagung